Musik vor 1600 - 2016_wise_chizzali
20. Januar 2017, 17:00 Uhr
Dr. Michael Chizzali
(Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena)

»Musica hoc tempore non magis excellere, quam in Italia«.
Aspekte musikalischer Italianità am Dresdner Hof um 1600

Seit der Verpflichtung von sechs italienischen Musikern aus der Trienter Hofkapelle durch den jungen albertinischen Kurfürsten Moritz von Sachsen 1549 nimmt der Dresdner Hof im Hinblick auf die Rezeption italienischer Musik im mitteldeutschen Raum eine Schlüsselrolle ein. Von den einzelnen Phasen musikalischer Italianità, die sich an der Residenz in Dresden zwischen Interim und Beginn des Dreißigjährigen Krieges vollzogen, greift der vorliegende Beitrag zwei Teilmomente heraus: Aus einer vermehrt musikimmanenten Perspektive seien die italienisch- und deutschsprachigen Liederbände der ersten italienischen Hofkapellmeister in Dresden Antonio Scandello (1517–1580) und Giovanni Battista Pinello di Ghirardi (um 1544–1587) betrachtet. Komparatistische Zugriffe – die im Übrigen bis dato erst in Ansätzen getätigt wurden – sollen hierbei nicht nur kompositionstechnischen Individualisierungen in Bezug auf ein augenscheinlich typisiertes Repertoire, sondern auch eventuellen italienisch-deutschen Assimilierungs- und Überblendungsphänomenen auf die Spur kommen. Die musiksozialgeschichtliche Dimension der unbedingten Strahlkraft Italiens um 1600 sei im Zusammenhang mit den Studienaufenthalten, die Dresdner Musiker zu jener Zeit an der Hofkapelle der Medici in Florenz absolvierten, exemplifiziert.