Die Jahrhunderte von ca. 800 bis ca. 1600 gehören zu den spannungsreichsten Phasen europäischer Kulturgeschichte, in denen künstlerisches Schaffen und Wirken auf vielfältigste Weise mit politischen, sozialgeschichtlichen oder religiösen Phänomenen in Verbindung standen. Für die Musik bedeutete dies nur vordergründig eine Abhängigkeit von außermusikalischen Faktoren. Vielmehr entstanden in fruchtbarer Wechselwirkung nicht nur Bedürfnisse, Musik praktisch, theoretisch, didaktisch und ästhetisch auszudifferenzieren, sondern auch immer neue Räume und Funktionen, die in ihrer Vielfalt immer vielfältigere Musik verlangten. Von der experimentellen Erprobung früher Notation des 9. Jahrhunderts über mündliche und schriftliche Transfermodelle von Musikstücken hin zu hochkomplexen mehrstimmigen Musikformen lässt sich die Musikgeschichte vor 1600 als facettenreicher Spiegel ihrer Zeit lesen. Dass hier zugleich kunstästhetische Diskurse und Bedürfnisse ihren Anfang nehmen und die Reflexionen und Diskussionen über Musik an Fahrt aufnehmen, lässt sie uns heute als unerhört modern erscheinen.
Das Forschungskolloquium der Musikwissenschaftlichen Institute widmet sich seit 2013 jährlich aktuellen Fragestellungen aus diesem Bereich in Vorträgen und Diskussionen. Zu Wort kommen neben Nachwuchswissenschaftler*innen auch Gastvortragende und eigens eingeladene, international renommierte Respondent*innen; es werden neue Forschungsvorhaben vorgestellt, aktuelle Fachdiskurse thematisiert und Rahmen für internationale Begegnungen geschaffen. Interessierte aller Fachdisziplinen sind herzlich willkommen, an diesem Forum für Musik vor 1600 aktiv und passiv teilzunehmen.
Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung per E-Mail wird erbeten.